Einleitung: Durch eine Kollegin wurde ich auf die Challenge im #BoomBoomBlog aufmerksam. Die Aufgabe war, innerhalb einer Woche einen Blogartikel über das Thema "Wie ich wurde, was ich bin" zu schreiben. Es reizte mich, mein Leben aus diesem Blickwinkel zu beschreiben. Vor allem aber reizte mich der Ansporn, endlich zu zeigen, wer ich bin und was mir am Herzen liegt. Ich mache ja schon lange, was mir am Herzen liegt, doch es ist das erste Mal, dass ich damit an die grosse Öffentlichkeit gehe. Mein Herz klopft ziemlich heftig bei dem Gedanken, dass ich jetzt bereit bin, sichtbar zu werden.
Eigentlich sollte ich studieren. Ärztin, Archäologin, Ethnologin; alles, was der Familientradition diente oder geheimnisvoll tönte war gut. Ich aber hatte ganz andere Träume, ich wollte künstlerisch tätig sein. Ich konnte gut zeichnen und ich hatte geschickte Hände. Künstlerin sein war in den Augen meiner Eltern aber ein brotloser Beruf. Sie waren geprägt durch den 2. Weltkrieg und wollten, dass ihre Kinder, vor allem die Töchter, etwas "Anständiges" lernen.
Meine Stationen zur Zwergenfrau
Die Vorzeigefamilie: die drei Kleinen im Sonntagskleidchen. Mein weisses "Chrieseliröckli" mit den blauen Kirschen drauf hat meine Mutter noch Jahre lang aufbewahrt.
2. In meiner Kindheit: Meine innere Welt. In meiner inneren Welt, der anderen Welt, war alles verspielt. Ich nahm Naturwesen wahr, mit denen ich spielte. Da war keine Konkurrenz, keine Rivalität, keine Strenge. Es war eine Welt des Friedens, der Ruhe und der Liebe. Von aussen wurde ich taxiert: verträumt, abwesend, verspielt, realitätsfremd, "aus dem Muspott kommend".
Ferien am Ossiachersee in Oesterreich. Ich lief tanzend und singend durch meine Welt.
3. 20.Januar 1972: Der Tod als Chance. Nach der Matura arbeitete ich als Praktikantin im Landesmuseum in Zürich. Ich durfte dort den Schmuck aus der Grabstätte von Rudolf Brun restaurieren helfen. Dieser alte Schmuck faszinierte mich völlig. Ich hatte schon Bücher über Schliemanns Fund in Troja gelesen und wollte mehr wissen.
Als ich 19 Jahre alt war, starb mein Vater. Sein Tod war ein einschneidendes Erlebnis für mich. Aller Druck war weg und ich traute ich mich endlich, über meine Träume zu sprechen.
Als Jugendliche las ich alles, was mir unter die Finger kam. Am liebsten las ich Karl May und Geschichtsromane über Personen, von denen ich durch meinen Vater schon viel gehört hatte.
4. Februar 1972: Aus der Traum. Ich wollte Goldschmiedin werden. Mit meiner Mutter klapperte ich alle Goldschmiede-Ateliers in meiner Heimatstadt ab. Das Ergebnis war ernüchternd: Goldschmied war ein Männerberuf und man musste als Frau mehr als hervorragende Leistungen erbringen, um in dieser Welt zu bestehen. Also liess ich mich von einem Berufsberater beraten, der in mir die Begabung zur Lehrerin sah.
5. Herbst 1972: Ich meldete mich am Oberseminar in Zürich an. Zwei Jahre später unterrichtete ich an einer 6. Klasse in einer Gemeinde im Zürcher Oberland. Mit meinen Schülern verstand ich mich bestens und ich konnte ihnen den Lernstoff auf eine Art vermitteln, die allen Spass machte. Ich war damals 22 Jahre alt, nur acht Jahre älter als mein ältester Schüler.
Für die Eltern meiner Schüler war es sicher nicht einfach, dass eine junge Frau, damals selber fast noch ein Kind, über die schulische Laufbahn ihres Kindes entschied.
6. Seit ich Kind war: Mein Seelengarten. Ich begann schon in ganz frühen Jahren, mir meinen "Seelengarten" aufzubauen, der auch heute noch ein wichtiger Bestandteil meines Lebens ist. Wenn ich Ruhe brauche, ziehe ich mich dahin zurück und tanke auf. Meinen eigenen hochsensiblen Kindern und meinen Schülern erklärte ich den Seelengarten so: "Jeder Mensch verfügt über einen Seelengarten. In deinem Seelengarten wachsen viele Blumen und andere Pflanzen, die es vielleicht nur ganz selten gibt. Vielleicht leben auch Lebewesen darin, die es sonst nicht gibt. Darum achte darauf, dass Besucher deines Gartens draussen warten. Lass sie schauen, was bei dir alles wächst und lebt. Trage Sorge, dass nichts, was dir wichtig ist, durch Unachtsamkeit oder Unwissenheit zerstört werden kann."
7. August 1990: Zurück in die Schule. Als meine Kinder grösser wurden, ging ich wieder in den Schulbetrieb zurück. Durch die Erfahrung mit meinen eigenen hochsensiblen Kindern und durch meine Selbstreflektion nahm ich hochsensible Kinder im Schulalltag ganz anders wahr als früher. Ich nahm wahr, dass sie ganz ähnlich reagierten wie ich. Ich wusste instinktiv, was sie brauchten, sei das ein "Powernap", eine Runde ums Schulhaus rennen oder einen Schluck Wasser. Sie waren für mich nicht schwierig, sondern anders. Ich verstand sie.
8. 1990-2011: Meine neue Sichtweise. Oft werden diese Kinder heute als "nicht in den Unterricht passend" bewertet, therapiert und passend gemacht. Ich zeigte diesen Kindern Wege, mit ihrer Hochsensibilität als Begabung umzugehen. Oft waren es ganz kleine Dinge, die ihnen grosse Schwierigkeiten bereiteten. Ihr Verhalten war für mich der Seismograph in meinem Schulalltag. Ihre körperliche Unruhe, die Verträumtheit oder auch beginnende Aggressionen zeigten mir z.B. an, dass ich meine momentane Unterrichtsform verändern könnte. Oft unterbrach ich dann den Unterricht mit ein paar Bewegungsliedern.
9. April 2003: Mein erster Filzkurs bei Maria Sohm. Vor ungefähr zwanzig Jahren stiess ich auf ein Kursangebot "Zwerge auf dem Jahreszeitentisch". Es war ein Filzkurs, in dem ich lernte, Figuren aus Wolle herzustellen. Ich besuchte diesen Kurs von da an regelmässig, da ich merkte, dass mir das Arbeiten mit Wolle und Wasser eine tiefe meditative Befriedigung schenkte. Ich gestaltete meinen Unterricht immer mehr so, dass wir unseren Körper spürten, d.h. ich bezog unsere Körpersinne in meinen Unterricht ein.
Das ist Fridolin Puck, mein erster gefilzter Zwerg. Er begleitet mich schon fast 20 Jahre. Sein rechter Fuss ist verdreht, so dass er einen grossen Schritt nach vorne schafft, oft aber einen kleinen Schritt wieder nach hinten macht. Wir ergänzen und verstehen uns.
10. ab 2004: Die Prioritäten verschieben sich. Singen, zeichnen und filzen wurden ein fester Bestandteil meines Unterrichts. Viele Themen des Mathematik- und Sprachunterrichts wurden in diese Fächer eingebaut. Ich filzte die Figuren meines Erstleselehrganges "Tobi" und gestaltete die ganze Koboldfamilie mit ihrer Höhle und dem Wald. Ich merkte, wie die Kinder ihre eigenen Themen mit diesen Figuren verarbeiteten.
Das ist Tobi, der Kobold. Die Kinder haben mit den Figuren oft draussen in der Natur gespielt. Da haben sie gut hin gepasst.
11. ab 2004: Vom Geschichten erzählen zum Geschichten schreiben. Ich machte schon ganz früh aus allem eine Geschichte. Storytelling fiel mir leicht. Das lernte ich von meinem Vater, der für mich ein grandioser Geschichtenerzähler war. Ich erzählte den Schülern oft Märchen und Sagen. Wir hatten feste Zeiten, in denen das Erzählen zu einem Ritual wurde. Damals entstand bei den Kindern auch der Wunsch, dass ich für sie Geschichten schreibe. Ich erzählte ihnen anhand von Stichwörtern, die sie mir gaben, ihre für sie eigens zugeschnittene Geschichte. So entstand der Grundstein für meine "Herzgeschichten für hochsensible Kinder".
Die kleine weisse Schlange SinaMia hilft den hochsensiblen Kindern in den schwierigen Alltagssituationen. Sie zeigt ihnen Lösungsmöglichkeiten, so dass die Kinder eine Wahl haben. Es entsteht immer wieder eine neue Geschichte.
12. ab 2004: Der Mutmacher. Mit vielen Schülern habe ich einen "Hosensackzwerg" gefilzt. Er war so gross, dass er in eine Kinderhosentasche passte. Er war ein Begleiter, mit dem man immer reden konnte und der einem half, bei sich selber zu bleiben.
Der rote Zwerg vorne links ist ein "Hosesackzwerg". Er hat als Körper einen umfilzten Stein und ein Stück dicken Filz, auf dem der Körper angenäht ist. Die anderen Zwerge haben Bleifüsse.
13. August 2012: Rückzug und vorgezogene Pensionierung. Heute bin ich seit zehn Jahren pensioniert. Ich hatte mit 60 Jahren aufgehört. Die "Schullandschaft" hat sich seit zwanzig Jahren in eine Richtung entwickelt, in der ich mich nicht mehr wohl fühlte. Ich spürte mein "Anderssein" so deutlich, dass ich ein Burnout bekam und mich zurück zog.
14. August 2014: Abschluss der Ausbildung zur Filzerin. Nach meinem Ausstieg aus der Schule begann ich die Ausbildung zur Filzerin im Centro Arte in Cabbiolo/GR in der Schweiz. Ich konnte in den drei Jahren Kurse bei namhaften Filzerinnen aus der ganzen Welt besuchen. Ich kann vom filigranen Schal aus 50% Merinowolle und 50% Seide über Hüte und "Finken" bis zum robusten Teppich alles filzen. Trotzdem faszinieren mich halt einfach die Naturwesen. Nach einigen Umwegen kam ich zurück ins Zwergenparadies, wo ich bis auf Weiteres meine ganze Liebe für die Kinder hinein stecke.
15. Mai 2017: Abschluss der Heilsteinschule Schweiz. Steine begleiten mich schon mein ganzes Leben lang. Die Ausbildung zur Heilsteinberaterin dauerte zwei ein halb Jahre. Dieses Thema fasziniert mich sehr. Als Highlight besuchten wir die Azoren. Der Abstieg 100m in die Tiefe der Erde in einem erloschenen Vulkan war sehr berührend für mich. Ich spürte diese besondere Energie
In 100m Tiefe, alles ganz still und geheimnisvoll, ganz allein. Da kommen Tränen hoch vor Dankbarkeit und Ehrfurcht.
16. 1.August 2020: Neuanfang im Appenzellerland. Ich bin in die Natur gezogen, in mein Elternhaus im Appenzellerland in der Schweiz. Ich lebe in der Fülle von Blumen und Pflanzen, die ich immer wieder neu entdecke. In dieser heilen Welt entsteht ein Zwergenparadies für Kinder und deren Eltern. Ich zeige den Kindern, dass es ausserhalb der "Plastikwelt" auch noch etwas anderes gibt.
17. Heute: Ich bin Antonia, die Zwergenfrau. Ich stelle Zwerge, Feen, Hexen, Kobolde und andere Naturwesen her entweder für mich, für das Zwergenparadies oder zum Verkauf. Jedes dieser Wesen ist etwas ganz Besonderes und hat eine besondere Ausstrahlung. Halt eben ein Barbantos-Wesen. Die Steine passen gut zu meinen Zwergen.
Meine Vision ist, dass Kinder wieder lernen, die Natur als das zu sehen, was sie ist: Unser Lebenselixier, ohne das wir nicht existieren können. Ich möchte der Mutter Erde mit meinen Naturwesen beitragen, dass sie heilen kann.
Was für eine zauberhafte Zwergen-Welt, in der du lebst, liebe Antonia. Ich hoffe, dass möglichst viele kleine Menschen die Chance erhalten, dich zu besuchen.
Danke Christine, ich wünsche mir, dass mich ganz viele Kinder besuchen und sich an den vielen Naturwesen freuen werden
Liebe Antonia,
bei dir wäre ich auch gerne zur Schule gegangen. Bestimmt hast du vielen Kindern den Unterricht erfahrbar und leichter gemacht.
Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinen Projekten.
Herzlichst
Sylvia
Danke, liebe Sylvia 🙂 Mein Beruf war meine Berufung und hat mir viel Freude gebracht. Jetzt freue ich mich auf das Neue. 🙂
Sehr berührend deinen Werdegang, deine Zwerge sind ganz zauberhaft.
Ich wünsche mir, dass wir uns mal bald persönlich kennenlernen. Lieben Gruß Susanne
Danke, liebe Susanne 🙂 Kommt doch mal vorbei, ihr seid ja nah. Bald sind ja Ferien, da ergibt sich ja vielleicht etwas. Es würde mich sehr freuen:)
Liebe Antonia, vielen Dank für den Einblick in deine “andere” Welt, die sich sehr warm und herzlich anfühlt. Kann man bei dir auch Erholungs-Wochenenden für Eltern und Kinder buchen?
Danke, liebe Cornelia <3 Ja klar, wenn man sich anmeldet und ein Bett frei ist....:)
Mega cool ❤️ macht eim richtig stolz, wämer so list was s mami scho alles gmacht hät so schöööön! ♀️❤️
Danke, lieber Rafael 🙂 Ich freue mich richtig toll auf das Zwergenparadies :)))